Vor 1900
Die kleine Dorfschule fand erstmalig im Protokoll der Kirchenvisitation vom Jahre 1578 Erwähnung und kann als Beginn des Schulwesens in der Gemeinde angesehen werden. Die Kirche richtete nach der Reformation in den Landesgemeinden aus religiösen Bedürfnissen Schulen ein. Den Küstern, später Schulmeister genannt, übertrug man die Aufgabe, Kinder in Katechismus, im Kirchengesang, im Lesen und im Schreiben zu unterweisen. Der erste namentlich erwähnte Schulmeister um 1650 war Johann Ludwig Jahn.
Der Schulbesuch umfasste zunächst die Ortschaft Röcken, Bothfeld und Michlitz. Ebenso dürften die Kinder von Großitz die Schule bis zum Untergang ihres Dorfes besucht haben. Die Schulstube und Wohnung des Küsters bzw. Lehrers brachte man im Küsterhaus unter und nannte sich von nun an Schulküsterhaus. Eigentümer der Schule blieb bis 1940 die Kirche.
Als sich nach dem 30jährigen Krieg das wirtschaftliche und kulturelle Leben wieder erholte, war es meist der Lehrer, der für die Musikpflege vor Ort tätig war, da er zugleich Kantor, Organist und Lehrer war.
1838 beschloss die Kirchengemeinde das alte Schulküsterhaus abzubrechen und an gleicher Stelle ein größeres Gebäude zu erbauen. 1839 begann die Abtragung und am 17. September 1840 erfolgte die Einweihung der neuen Schule.
Ab 1854 besuchten auch die Kinder von Schweßwitz die Schule in Röcken, da sich Schweßwitz im Rahmen der Separation in das Kirchenspiel Röcken einpfarren lies. Bothfeld als Filialkirchdorf plante 1854 die Gründung einer eigenen Schulstelle. Ein Jahr später verhandelte man über einen Neubau, der schon 1856 abgenommen wurde. Nun existierten im Kirchenspiel Röcken zwei selbstständige Schulstellen: Röcken / Michlitz und Bothfeld / Schweßwitz. 1871 besaß die Schule in Röcken einen Obstgarten und man pflanzte eine Friedenseiche.
Die materielle Ausstattung der Schule, die Vorbildung und Besoldung des Lehrers waren lange Zeit unzulänglich. Der hauptsächliche Anteil des Lehrereinkommens bildete das Schulgeld, welches sich nach der Schülerzahl richtete (1892 95 Schüler). Das war für den damaligen Lehrer Müller eine finanzielle Einbuße, weil er nebenher keine Viehhaltung betreiben konnte. Erst nachdem im Jahre 1897 das Lehrerbesoldungsgesetz in Kraft trat, führte die Schulgemeinde Röcken ein Grundgehalt und ein. Dieses lag 1898 bei 1150 Mark, welches der Lehrer selbst einziehen musste.
Schülerzahlen Röcken – Michlitz:
- 1892: 95 Schüler (49 Jungen, 46 Mädchen)